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Fit für den Umgang mit Konfrontationen

Hennef, 21.03.2023. Verbale Entgleisungen, aggressives Verhalten, direkte Angriffe - darauf können Rettungsdienstkräfte in ihrem Arbeitsalltag treffen. Umso wichtiger ist es, den richtigen Umgang damit durch Kommunikations- und Verhaltensschulungen zu erlernen. Deshalb gehört ein Deeskalationstraining zur Notfallsanitäter-Ausbildung beim Deutschen Roten Kreuz.

„Auch wenn bei den Einsätzen der Rettungskräfte die medizinische Versorgung im Vordergrund steht, darf der eigene Arbeits- und Gesundheitsschutz nicht vernachlässigt werden“ sagt Marco Buttler von der DRK-Akademie für Aus- und Weiterbildung und betont: „Die Interaktion mit Patienten ist immer auf Deeskalation ausgerichtet! Jedoch können Fehlinterpretationen zu tätlichen Situationen führen. Daher versuchen wir angehenden Notfallsanitätern Möglichkeiten mitzugeben, um die Sicherheit für Patienten und Notfallsanitätern gleichermaßen zu gewährleisten.“

Die Schülerinnen und Schüler lernten am Schulstandort in Hennef, wie sie sich und ihre Kollegen verteidigen können, sollte eine Deeskalation einmal scheitern. Dazu gehört etwa das Abwehren von Angreifern, aber auch das Unter-Kontrolle-bringen von renitenten Patienten zu ihrem eigenen Schutz. All das passiert unter Aufsicht und Anleitung eines Fachdozenten.

DRK-Studie zur Gewalt gegen Rettungskräfte

Eine Studie des Deutschen Roten Kreuzes aus dem Jahr 2021 zeigt das Ausmaß der Gewalt gegen Rettungskräfte. Dazu wurden 425 Mitarbeitende des Rettungsdienstes befragt. Verbale Gewalt wie Beleidigungen und Beschimpfungen kommen bei fast jedem Fünften (18,4 Prozent) mindestens ein- bis zweimal pro Woche vor. Insgesamt berichteten die Befragten Einsatzkräfte in einem Zeitraum von einem Jahr von mindestens einer Gewaltanwendung im Einsatz. 40,3 Prozent des Personals sind ausschließlich von verbaler Gewalt betroffen, etwa ein Drittel beschreibt sowohl verbale als auch körperliche Übergriffe. Ausschließlich tätliche Übergriffe wurden von 14,1 Prozent genannt. Die Gewalt – in welcher Form auch immer – ging in erster Linie vom Patienten selbst aus (79,3 %). Angehörige und Freunde kamen gleich häufig als Aggressoren infrage, wesentlich seltener waren Fremde (Schaulustige und Unbeteiligte) die Täter. Dabei waren es fast ausschließlich Männer, die als Täter agierten (81,2 Prozent). Am häufigsten fanden die Gewaltanwendungen abends und nachts statt, meist während der Versorgung des Patienten (56,7%).

Rettungskräfte für den Arbeitsalltag stärken

„Das Training gibt angehenden Notfallsanitäterinnen und -sanitätern Grundlagen mit auf den Weg, um in ihrem Arbeitsalltag auf solche möglichen heiklen Situationen angemessen reagieren zu können“ sagt Marco Buttler. Das praktische Training ist dabei nur der letzte Baustein zum Bewältigen bereits eskalierter Situationen. „Die gesamte Interaktion und Kommunikation mit Patienten ist stets deeskalativ ausgerichtet“ so Buttler. „Wir wollen, dass die Teilnehmenden gestärkt aus dem Training hervorgehen und die erlernten Strategien in ihrem Team im Arbeitsalltag umsetzen können.“

Weitere Infos und Hintergründe zur DRK-Studie: